Ihr wisst ja, wie das ist: Bei einer Recherche zu einem Thema, findet sich ganz nebenbei so viel anderes Interessantes. So war das auch mit „Tinte selbst kochen“. Auf einmal war es da, das Thema und wir mittendrin. Wir müssen nun nicht auf den Herbst und die Walnusszeit warten. Nein, es gibt nämlich noch eine Menge anderer Dinge, aus denen sich Tinte selbst herstellen lässt. Zum Beispiel aus Avocados. Wir haben es ausprobiert und sind begeistert! Wie Ihr easy peasy mit einfachen Mitteln eine sagenhaft schöne Avocado Tinte kocht, erfahrt Ihr heute.
Was Ihr braucht, um selbst Avocado Tinte zu kochen
Diese Hilfsmittel und Zutaten benötigt Ihr. Am besten benutzt Ihr die Sachen dann auch später nur noch zum Tinten machen oder andere Werktechniken.
- Kochtopf
(Vielleicht habt Ihr einen älteren, den Ihr nicht mehr braucht) - Gummihandschuhe
- Alte Schürze
- Sieb
- Trichter
- Kaffee- oder Teefilter
- Löffel
- Messer
- Papierstreifen
- Verschließbare Glasgefäße
- Wasser
- Avocadokerne und leere Schalen
(Bereits mit 1 Avocado lässt sich das Rezept umsetzen.
Wir haben Farbe aus Kernen und Schalen zweier Avocados hergestellt.) - Natron
- Ganze Nelken
- Optional: Gummi Arabicum
Übrigens:
Die Avocado ist eine Pflanzenart aus der Familie der Lorbeergewächse (Lauraceae). Die Frucht ist aus botanischer Sicht eine Beere.
Zubereitung der Avocado Tinte
Entfernt alle essbaren Avocadoreste von den Kernen und Schalen. Unter fließendem Wasser bekommt man mit den Fingern in der Regel alles ab. Bei den Avocadoschalen könnt Ihr auch einen Löffel zu Hilfe nehmen.
Die Kerne mit einem scharfen Messer klein schneiden (Vorsicht, bitte nicht die Finger!). Je kleiner die Stückchen sind, desto mehr Farbe geben sie ans Wasser ab.
Die Schalen ebenfalls schneiden und alles zusammen in den Kochtopf geben.
Nun die Zutaten mit Wasser bedecken. Wenn Ihr destilliertes Wasser habt, benutzt destilliertes Wasser. Ansonsten könnt Ihr auch mit Leitungswasser arbeiten. Notiert Euch, wie viel Wasser Ihr benutzt habt.
Gebt je nach Wassermenge nun das Natron dazu (auf 120 ml Wasser kommt etwa 1 Teelöffel Natronpulver)
Nun erhitzt das Ganze. Die Flüssigkeit soll nicht sprudelnd kochen, sondern nur leicht. Sobald das der Fall ist, reguliert Ihr die Hitze so, dass das Wasser leicht vor sich hin simmert. Bald beginnt sich das Wasser zu verfärben. Rührt ab und zu um. Die gesamte Kochzeit liegt bei 20 – 40 Minuten. Hier kommt es darauf an, wie intensiv Ihr die Farbe haben möchtet.
Benutzt die Papierstreifen und taucht sie in die Flüssigkeit, um zu sehen, ob Euch der Farbton schon kräftig genug ist. Wenn Ihr zufrieden seid, nehmt den Topf vom Herd.
Tipp: Selbst wenn es etwas mehr Geduld verlangt, lohnt es sich, die Avodadostücke noch einen ganzen Tag in der Flüssigkeit ziehen zu lassen. Dadurch kommt viel Farbstoff in die Tinte. Ein kräftiger Farbton lässt sich später wieder mit Wasser verdünnen.
Während die Tinte abkühlt, könnt Ihr in einem sauberen Topf Eure Glasgefäße kurz auskochen, um sie zu sterilisieren.
Wenn Ihr bereit zum Abfüllen seid, nehmt mit einem Löffel die großen Kern- und Schalenstücke aus der Flüssigkeit. Der Rest gießt Ihr durch ein Sieb in den Trichter mit dem Papierfilter. So filtert Ihr auch ganz feine Partikel aus der Tinte.
Macht anschließend noch einen Test von der ‚sauberen‘ Tinte mit dem Papierstreifen. Wollt Ihr sie doch noch dicker / deckender, dann kocht sie (nicht sprudelnd!) nochmal vorsichtig weiter ein.
Tipp: Die ganz kleinen Partikel „verstopfen“ das Filterpapier manchmal. Mit einem kleinen Löffel könnt Ihr vorsichtig rühren und die Partikel nochmals etwas in Bewegung bringen, damit die Tinte wieder besser durch den Filter läuft.
Nun habt Ihr Eure eigene Avocado Tinte, die Ihr so bereits verwenden könnt. Der Rosenholz Farbton ist einfach hinreißend, oder?
Optional:
Ihr könnt noch Gummi Arabicum als Bindemittel zusetzen. Es beeinflusst den Tintenfluss und es bindet die Tinte auf dem Papier. Auch die Farbwirkung ist eine etwas andere. Ihr bekommt es im Künstlerbedarf sowohl flüssig als auch in Pulverform. Wer mit Aquarellfarben malt, hat vielleicht welches zuhause. (Achtung: Das Zeug ist ganz schön klebrig! 🙂 )
Wie gesagt es ist nicht zwingend erforderlich, es zu benutzen.
Dosiert es aber auf jeden Fall vorsichtig. Eine generelle Regel, in welchem Verhältnis das Gummi Arabicum beigemengt wird, gibt es nicht wirklich. Am besten ist in der Tat Ihr tastet Euch da selbst ran. Wenn man noch nicht so viel Erfahrung damit hat, füllt man sich am besten einen Teil der Tintenmenge ab und probiert damit verschiedene Zusammensetzungen aus.
Tipp: Wer die Tinte für das Schreiben mit der Feder verwenden möchte, sollte wenn überhaupt, nur sehr wenig davon beimischen.
Wir finden flüssiges Gummi Arabicum tendenziell einfacher zu handhaben. Es lässt sich mit einem Glas- oder Metallstrohhalm sehr leicht tropfenweise dosieren. Macht am besten Tests mit den Papierstreifen und lasst sie vollständig trocknen. Entscheidet dann erst, ob Ihr noch mehr zufügen wollt.
Sobald das Gummi Arabicum beigefügt ist, solltet Ihr die Tinte nicht mehr weiter einkochen.
Wie konserviere ich meine selbst gemachte Avocado Tinte?
Da die Tinte ein Naturprodukt ist, kann sie kaputt gehen und bspw. schimmeln. Um sie zu konservieren, legt in jedes Glas eine ganze Nelke und verschließt es immer gut. Viele empfehlen außerdem eine Lagerung im Kühlschrank.
Macht Euch nun mit der letzten Farbprobe einen schönen Anhänger und beschriftet ihn mit dem Herstelldatum. Wir empfehlen Euch auch, Notizen zu Mengen, Kochzeit, Zusätzen usw. zu machen. Besonders, wenn Ihr das wiederholen möchtet, könnt Ihr sehen, wie sich leichte Abwandlungen bei den Zutaten und der Zubereitung auf das Ergebnis auswirken.
Jedes Mal, ergibt sich ein etwas anderer Rosa-Rot-Ton.
Natürlich ist unsere selbst gemachte Avocado Tinte direkt zum Einsatz gekommen.
Uns hat das Motiv von @melissamaryjenkinsart so gut gefallen, dass wir es auf unserem Schoellershammer Torchon Aquarellblock ausprobiert haben.
Auf den weißen DIN C5 Kuverts mit Bindfadenverschluss haben wir das Motiv als Hintergrund für eine Adressierung oder einen Schriftzug aufgemalt. Das Material hat den Test mit der Nass-Maltechnik auch sehr gut verkraftet. Könnt Ihr Euch also durchaus für andere DIY Projekte merken.
Tipp: Die Tinte kann mit Wasser wieder angelöst werden. Wenn Ihr also mit Tinte oder Tusche erneut darauf arbeitet, verwendet für Euren Hintergrund ein Fixativ. So stellt Ihr sicher, dass sich irgendetwas auflöst bzw. verschmiert oder verläuft.
Unsere neuen Aquarellkarten und die Vanilla Klappkarten waren auch ein Muss bei unserem ersten Avocado Tinten Einsatz.
Die Schrift in weißer Tusche sieht auf dem rosenholzfarbenen Hintergrund traumhaft aus.
Die Vanilla Klappkarten haben wir mit wenigen Handgriffen für ein Geldgeschenk gestaltet.
Jetzt seid Ihr dran! An die Avocados, fertig, los – wir sind sehr gespannt, wie Eure Ergebnisse sind und was Ihr Schönes damit macht.
Ist das toll!! Vielen Dank für die ausführliche Anleitung! Wird umgehend ausprobiert…. Habt Ihr Erfahrung, wie lange die Tinte (mit Nelke drin und im Kühlschrank deponiert) halten könnte? (Jetzt brauche ich nur noch ein schönes und möglichst altes Tintenfaß!) Viele Grüße, Claudia
Hallo Claudia! Wir freuen uns über Dein Feedback. Wie toll, dass Du so schnell mit der Produktion gestartet hast. Da wir das selbst zum ersten Mal ausprobiert haben, gibt es zur Haltbarkeit leider noch keine Erfahrungswerte. Vielleicht füllst Du ein klein wenig extra ab und machst damit den ultimativen Härtetest. 🙂 Nun aber erst einmal viel Spaß beim Benutzen! Viele Grüße, Steffi
Hallo Steffi, ich koche momentan meine zweite Avocadotinte nach Eurem Rezept. Die erste hat im Kühlschrank ein halbes Jahr gehalten (aber mit mehr Nelken drin) – damit hatte ich nicht gerechnet!! Dieses Mal habe ich vier Kerne (schon sehr trocken – ich habe sie durch den Hochleistungsmixer geschickt, weil sie fast nicht mehr zu schneiden waren.) Viele Grüße, Claudia
🙂 Ein Hoch auf den Hochleistungsmixer und Deine gute Idee! Viele Grüße, Steffi
Was für eine schöne Idee. Habe mich gleich an die Arbeit gemacht und es ist eine schöne intensive Tinte geworden. Das nächste Mal versuche ich es mit einem feinen Nylonsieb oder Strümpfen. Im Papierfilter geht soviel verloren. Die festen Teile habe ich in einen Gefrierbeutel gefüllt und unten eine Ecke abgeschnitten. So konnte man das ganze etwas „auswringen“ ohne sich die Hände zu verfärben.
Hallo Geraldine,
schön, wenn wir „beim nächsten Mal“ lesen 🙂 Dir hat es offenbar genauso viel Spaß gemacht wie uns. Du kannst Dich auch mal nach einem Passiertuch umsehen. Die sind meist nicht so dicht, wie das Filterpapier und lassen sich sehr gut ausdrücken. So oder so sind Handschuhe empfehlenswert. Nicht nur wegen der Farbe, sondern auch, weil die Haut manchmal auf die Pflanzenstoffe reagiert.
Dir auf jeden Fall weiterhin viel Spaß beim Experimentieren. Viele Grüße, Steffi.
PS: Du kannst auch mal Tests nur mit Schalen oder nur mit Kernen machen. Das ändert auch das Farbergebnis.