Das hat uns noch gefehlt! Nachdem wir Euch in diesem Jahr bereits zwei easypeasy Druckverfahren zum Nachmachen präsentiert haben, zeigen wir Euch heute noch eine Hochdrucktechnik. Was hier etwas hochtrabend klingen mag, kennen in Wahrheit viele unter Euch sicher noch aus der Schule: den Linoldruck.
Wir helfen beim Entstauben der Erinnerungen und erklären nochmal kurz, was Ihr dazu braucht und wie Ihr schöne selbst bedruckte Grußkarten macht.
Was ist Linoldruck?
Beim Linoldruck handelt sich um ein Hochdruckverfahren. Der Hochdruck ist die älteste bekannte Druckgrafik der Welt. Der Name kommt daher, dass bei diesem Verfahren alle zu druckenden Elemente erhaben sind. Es wird also nur dort gedruckt, wo hochstehende Flächen oder Linien sind, denn nur da erfolgt der Farbauftrag. Daher ist der Linoldruck auch ein direktes Druckverfahren, bei dem mit der Druckplatte die Farbe direkt auf den Druckträger (Papier, Stoff, etc.) aufgetragen wird.
Im Prinzip passiert beim Linoldruck auch dasselbe wie beim Holzdruck. Der Unterschied liegt im Hinblick auf den Verarbeitungsprozess lediglich im Material, aus dem die Druckplatten hergestellt werden.
Im Gegensatz zum Holzschnitt kommen wie gesagt beim Linolschnitt anstelle des Holzes Linoleumplatten zum Einsatz. Das kautschukartige Material lässt sich vergleichsweise leicht bearbeiten. Genau das Richtige für weniger Geübte oder auch für Kinder.
Außerdem lässt sich der Druck auch ohne eine Druckpresse realisieren.
Welches Material benötigt man für Linoldruck?
Für einen Linolschnitt benötigt Ihr folgende Materialien und Werkzeuge:
- Linoleumplatte
- Linolschnittbesteck
(gibt es in praktischen Sets im Bastelbedarf; vielleicht habt Ihr ja noch eines aus Eurer Schulzeit zuhause?) - Gummiwalze
- Farbplatte
- Druckfarbe
- Papier zum Bedrucken
- Papierbogen zum Unterlegen
- Bügeleisen
- Empfohlen: Schneidematte
Im Hinblick auf die Jahreszeit war unser Motiv schnell gefunden. Auch bei Druckfarbe und Papier mussten wir nicht lange überlegen. Die ausgewählte Kombi hat uns schon für unsere Kalligrafieprojekte so gut gefallen, da war diese Frage direkt geklärt. Weiß und olivfarbenen Klappkarten der Papiersorte Crush sind einfach ein perfektes Duo! Außerdem passt die leicht raue Oberfläche des nachhaltigen Papiers perfekt zu dem für Linoldruck charakteristischen Druckbild.
Die Linoleumplatten gibt es in unterschiedlichen Dicken und Härten. Je weicher, umso leichter lässt sich das Linoleum schneiden.
Tipp: Linolplatten werden durch Alterung meist etwas härter. Ist die Platte zu hart geworden, könnt Ihr mit einigen Minuten Wärme (bis ca. 40°C) Abhilfe schaffen. Entweder Ihr legt die Platten ein paar Minuten auf eine Heizung oder Ihr legt sie einige Minuten unter einen Topf mit warmem Wasser. Das macht das Material geschmeidig und das Schneiden wieder einfacher.
Das Schnittbesteck besteht in der Regel aus einem Handgriff, in den die unterschiedlich geformten Klingen eingesteckt werden. In den gängigen, rudimentären Sets finden sich meist folgende Schneideaufsätze:
- Geißfuß (auch Riller genannt)
- Flachausheber in verschiedenen Größen
- Konturenmesser
Der Schaft des Geißfußes
ist V-förmig. Damit lassen sich feine Schnittlinien erzeugen. Die Flachausheber
sind U-förmig und sind in unterschiedlichen Breiten verfügbar. Sie eignen sich
zum Ausschneiden größerer Flächen. Die Klingen werden unten in den Holzgriff
gesteckt. Mit dem Konturmesser kann die Platte an sich geschnitten werden. Für
die Motivgestaltung könnt Ihr damit Kanten vorschneiden, die besonders scharf
sein sollen.
Ein bisschen muss man aber für sich selbst herausfinden, mit welchen
Schneideklingen man am besten zurecht kommt.
Wie kommt das Motiv auf die Linolplatte?
Wer möchte kann das Motiv natürlich vorzeichnen. Allerdings macht eine Grobheit und Einfachheit im positiven Sinne auch den Charakter dieser Drucktechnik aus. Wir empfehlen daher, wenn überhaupt, dann nicht zu detailliert vorzuzeichnen. Eine Ausnahme ist die Verwendung von Schriftelementen.
Wichtig: Das Motiv muss spiegelverkehrt auf die Linolplatte übertragen werden. Vor allem wenn Ihr Schrift in Euer Motiv einbaut, dürft Ihr das nicht vergessen.
Ihr könnt Eure Motive entweder im Positivschnitt oder im Negativschnitt darstellen. Wir haben für unser Motiv den Positivschnitt gewählt.
Das bedeutet die Motivformen sind erhaben. Dort wird die Farbe aufgetragen. Beim Negativschnitt werden die Linien und Formen des Motivs aus der Linolplatte geschnitten. Die umliegenden Flächen bilden den erhabenen Teil der Druckplatte und werden mit der Farbe abgebildet.
Fixiert die Linoleumplatte auf Eurem Tisch, sodass sie nicht verrutschen kann. Eine Schneidematte schützt die Tischplatte, falls Ihr mal abrutschen solltet. Jetzt geht es ans Schneiden.
Wichtig: Achtet immer darauf, vom Körper weg zu arbeiten und die freie Hand möglichst hinter dem Werkzeug zu halten. Die Klingen sind wirklich scharf und man kann sich bei Unachtsamkeit schnell verletzen.
Wie funktioniert Linoldruck?
Sobald Ihr mit Eurem Motiv zufrieden seid, könnt Ihr zum Drucken übergehen.
- Legt Euren Papierbogen aus, damit keine bleibenden Farbflecken entstehen.
- Gebt etwas Druckfarbe auf die Farbplatte und verteilt sie mit der Farbwalze gleichmäßig darauf. Auf diese Weise nehmt Ihr gleichzeitig die Farbe auf die Walze auf.
- Nun walzt Ihr die Druckfarbe auf Eure Druckplatte bis alles gleichmäßig mit Eurer Wunschfarbe bedeckt ist.
- Jetzt vorsichtig die Linolplatte auf Euren Druckträger legen. Wir empfehlen nun mit einem Tuch und einem Bügeleisen das Motiv auf das Papier zu drücken.
Tipp: Wenn Ihr vor dem Andrücken die Platte mit dem Papier nach oben dreht, könnt Ihr durch Anheben des Druckträgers etwas besser prüfen, ob der Motivabdruck vollständig ist.
Ist alles so, wie Ihr es Euch wünscht, dann könnt Ihr das Papier zum Trocknen ablegen.
Tadaaa! Fertig ist Eure DIY-Karte mit Linoldruck.
Für weitere Abzüge walzt Ihr einfach immer wieder Farbe auf die Platte. Nach der Nutzung entfernt Ihr einfach die Farbe von Platte und Werkzeugen und trocknet alles gut ab.
Na, wer erinnert sich noch an seinen letzten Linoldruck? Und wer hat Lust bekommen, nun selbst zuhause zu drucken?
Schaut Euch in jedem Fall noch unsere beiden Artikel zur Monotypie und zum Tetrapak Druck an.
Alle drei Druckverfahren sind ganz leicht zuhause nachzumachen. Neben schönen DIY-Karten und selbst bedruckten Papieren bringt das eine Menge Spaß während der Umsetzung.