Euer Herz schlägt für Papier und Ihr liebt Pflanzen? Wir können das auf jeden Fall so unterschreiben. Und weil das so ist, freuen wir uns ganz besonders, dass heute Jana und Pascal von heylittlegreen ein bisschen über sich, Ihr goldenes Händchen und grüne Daumen erzählen.
Das Paar widmet sich beruflich nämlich der wunderbaren Aufgabe, Papier mit zartem Grün zu vereinen. Sie stellen handgeschöpftes Saatpapier her. Damit nicht genug! Am Ende kommt noch Farbe ins Spiel – die feinen Unikate werden mit Janas Aquarellmotiven und Zeichnungen bedruckt. Wir waren sofort ganz hingerissen und natürlich neugierig. Wenn Ihr mit uns hinter die Kulissen von @heylittlegreen gucken möchtet und wissen wollt, wie man Papierhandschöpfer für pflanzbares Papier wird und wer eigentlich Tillie ist, dann hereinspaziert…
PD: Papier von Hand zu schöpfen ist ja nun nicht die klassische Tätigkeit, auf die man über ein Schnupperpraktikum in der Schule stößt. Wie seid Ihr zwei auf die Idee gekommen Saatpapier herzustellen und damit Eure Brötchen zu verdienen?
heylittlegreen: In der Grundschule stand zwar mal ein Workshop zum Thema Papierschöpfen auf dem Programm, aber mit 8 Jahren waren wir natürlich noch meilenweit davon entfernt, über unser eigenes Unternehmen nachzudenken. Die Idee kam uns erst später, als wir eigentlich schon ganz andere Pläne hatten. Für eine Hochzeit in der Familie haben wir Papeterie aus handgeschöpftem Papier gefertigt und Samentütchen als Gastgeschenke vorbereitet. Bei so einem Projekt werden wir sehr gerne kreativ und probieren einiges aus. So ist die Idee entstanden, Blumensamen mit einem ganz besonderen Papier zu kombinieren. Kurzum: Unser handgemachtes Saatpapier.
PD: Mittlerweile seid Ihr beide Vollzeit im heylittlegreen-Team tätig. Wie lang war der Weg vom Startschuss bis zu diesem denkwürdigen Meilenstein und woran erkennt man den richtigen Moment, die letzten Leinen loszulassen?
heylittlegreen: Bis aus der Idee ein Unternehmen gewachsen ist, hat es viele Monate, einiges an Fleiß, Recherche und Feinschliff gebraucht. Wir wollten nicht nur ein wirklich nachhaltiges Papier herstellen, sondern auch eines, das qualitativ hochwertig ist. Da mussten wir uns erstmal viele Gedanken machen, alles austesten und einige unserer Ideen wieder über Bord werfen… So lange, bis wir schließlich ein perfektes Saatpapier in den Händen halten konnten. Als uns die Idee mit heylittlegreen kam, haben wir beide noch in den letzten Zügen unseres Studiums gesteckt. Um uns über die Finanzen keine Sorgen machen zu müssen, hat sich erstmal nur einer von uns beiden in Vollzeit um das Unternehmen gekümmert. Wir haben dann sehr schnell gemerkt, dass der Wunsch nach besonderer und nachhaltiger Papeterie im Moment sehr groß ist. Die Nachfrage ist in den ersten Monaten schon so gewachsen, dass eine Person allein kaum alles hätte stemmen können. Die Entscheidung, die letzten Leinen loszulassen, wurde uns also mehr oder weniger abgenommen. Um im schlimmsten Fall einige Monate ohne Einnahmen überbrücken zu können, haben wir mit ihr aber im Grunde so lange gewartet, bis wir uns genug an die Seite legen konnten.
PD: Erzählt uns doch ein wenig davon, wie Eure Produkte entstehen, woraus sie bestehen und was für besondere Aha-Erlebnisse Ihr bei der Produktentwicklung hattet. Vielleicht gibt es auch einen Moment bei der Herstellung, der besonders knifflig oder spannend ist?
heylittlegreen: Unsere Produkte entstehen zu 100 % in Handarbeit. Wir stellen das Papier nach alter Tradition her. Bogen für Bogen wird per Hand geschöpft. Die Bereiche Umwelt und Qualität sind uns gleichermaßen wichtig. Von daher war klar, dass wir nicht einfach irgendein x-beliebiges Rohmaterial für unser Papier verwenden möchten. Nach langer Suche sind wir auf den perfekten Rohstoff gestoßen: Weizenstroh. Dadurch muss für unser Papier kein Baum gefällt, keine Pflanze extra angebaut werden. Weizenstroh ist nämlich ein Nebenprodukt der Landwirtschaft und somit sehr nachhaltig. Die größten Aha-Effekte haben wir immer wieder am Ende der Produktentwicklung. Wenn wir das fertig bedruckte und veredelte Saatpapier schließlich einpflanzen und daraus richtige Pflanzen werden, die Blüten tragen oder uns eine reiche Ernte bescheren. Für uns ist es nach wie vor total magisch, wenn aus Papier plötzlich Blumen wachsen!
PD: Pascal, Dich sieht man in den letzten Monaten regelmäßig mit Tillie. Erklär‘ doch mal, was Tillie so besonders macht und wie sich Euer Zusammensein so entwickelt hat.
heylittlegreen: Unsere Tillie war mit Abstand die beste Anschaffung dieses Jahr! Sie hat zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel, liefert uns aber seit einigen Monaten wunderschöne Prägedrucke. Unseren Kalender für 2022 haben wir zum Beispiel auch erstmalig im Letterpress-Verfahren gedruckt. Die Bedienung der Maschine ist ein Handwerk für sich. Auf Knopfdruck funktioniert es mit handgeschöpftem Papier nicht, deswegen hat unser Zusammensein ehrlich gesagt so seine Hoch- und Tiefphasen. Mal ärgern wir uns übereinander, mal unterstützen wir uns. Im Großen und Ganzen sind wir aber doch ein ziemlich gutes Team.
PD: Jana, Du illustrierst Eure Motive selbst. Wann sind für Dich die besten Momente, um Dich Pinsel, Zeichenstift und Farben zu widmen?
heylittlegreen: Am liebsten setze ich mich ganz früh morgens mit einer Tasse Tee an den Tisch und schnappe mir meine Stifte und Pinsel. Wenn alles um mich herum noch schläft, kann ich einfach am besten arbeiten. Zu den schönsten Ergebnissen komme ich, wenn ich meiner Kreativität freien Lauf lassen kann und keinen Zeitdruck habe. Bei den meisten Motiven lasse ich mich von der Natur inspirieren. Ein langer Spaziergang hilft mir also auch ganz besonders, um neue Ideen umzusetzen.
PD: Weihnachten rückt näher, bald ist der erste Advent. Hand aufs Herz: Wann hast Du in diesem Jahr Deine erste Weihnachtskarte gestaltet?
heylittlegreen: Ich glaube es war August, als ich dieses Jahr das erste Mal einen Mistelzweig gemalt habe. Wie gesagt: Ohne Zeitdruck arbeitet es sich für mich am besten. Und sobald Weihnachtsdeko, Spekulatius und Lebkuchen wieder in die Läden einziehen, schleicht sich dann doch still und heimlich das Gefühl ein, schon recht spät dran zu sein. Um ehrlich zu sein bin ich aber mit den letzten Motiven erst vor Kurzem fertig geworden. Die Gestaltung unserer botanischen Illustrationen für unseren Saatpapier-Kalender hatte dann doch erstmal Vorrang.
PD: Neben Grußkarten und den Gastgeschenken gibt es auch den Kalender, mit dem man sich das ganze Jahr mit grünen Momenten verschönern kann. Alles sehr schöne Geschenkideen, auch im Hinblick auf das anstehende Weihnachtsfest. Habt Ihr zum Abschluss noch ein paar Tipps für diejenigen, die das Saatpapier einpflanzen, damit das Grün auch wirklich sprießt?
heylittlegreen: Aber klar doch! Unser bester Tipp: Lasst Schaufel und Erde liegen und beginnt erstmal drinnen mit der Anzucht. Um unser Saatpapier zum Keimen zu bringen, legen wir es immer auf eine wasserabweisende Unterlage, wie z.B. einen Teller. Dann sprühen wir es regelmäßig ein. Feuchtigkeit ist das A und O bei der Anzucht. Bis zur Keimung muss unser Saatpapier durchgehend feucht gehalten werden und an einem sonnigen Plätzchen stehen. Wenn die ersten Pflänzchen aus dem Papier schauen, kann man sie gut in Erde einbetten. Ab jetzt ist Geduld und eine gute Portion Hingabe gefragt, bis aus den kleinen Sprösslingen große Pflanzen werden. Aber keine Sorge: Wenn die Kinderstube erstmal Geschichte ist, wird es mit der Pflege immer und immer leichter! Je größer die Pflanze wird, desto robuster ist sie. Und wenn man sich am Ende an einem Meer aus Blüten oder einer reichen Ernte erfreuen kann, ist das ein unbeschreibliches Gefühl und man weiß, dass sich die Arbeit gelohnt hat.
Herzlichen Dank Jana und Pascal für diesen schönen Plausch!
Copyright-Hinweis: Alle Bilder in diesem Artikel © heylittlegreen.