Mit unseren Augen nehmen wir die Welt wahr, wie sie sich uns darstellt. Vom ersten Augenblick an lernt unser Gehirn, neue optische Eindrücke zu verarbeiten und einzuordnen. Mit den Jahren lernen wir immer mehr Dinge kennen, unser Gehirn ist nur noch sehr selten wirklich überrascht von dem, was das Auge sieht. Optische Täuschungen sind eine tolle Möglichkeit, aus dieser Routine einen Moment auszutreten und unser Gehirn mal wieder ein wenig aufs Glatteis zu führen. Das Spiel mit der optischen Täuschungen reizt die Künstler seit Jahrhunderten. Heute wollen wir Ihnen zeigen, wie 3D-Zeichnungen auf Papier uns immer wieder verblüffen. Lassen Sie sich überraschen.
Unsere Augen liefern dem Gehirn Informationen. Um aus diesen Infos möglichst schnell eine Handlungsempfehlung machen zu können, greift das Gehirn auf optische Erfahrungen zurück. Diese Erfahrungen vermitteln dem Gehirn ein dreidimensionales Bild. So wird aus einer rot-weißen Fläche ein dreidimensionales Stoppschild, zu dem unser Gehirn gelernt hat, dass wir anhalten müssen, weshalb wir auf die Bremse treten. Optische Täuschungen wie die 3D-Zeichnungen spielen mit diesem Versuch des Gehirns, ein dreidimensionales Bild zu vermitteln.
Dank einer perspektivischen Verzerrung der Zeichnung erscheint das Motiv, aus einer bestimmten Perspektive betrachtet, dreidimensional. Dafür müssen wir die Zeichnung von vorne und etwa im 45° Winkel von oben anschauen. Sobald wir das Blatt der Zeichnung drehen, wird die Verzerrung mehr als offensichtlich und der Schwindel fliegt auf.
Schon lange experimentieren Künstler mit Perspektive und Verzerrung, um den Betrachter zu täuschen.
Der Begriff Trompe l’oeil wurde in der Renaissance berühmt. Beispiele für diese Methode fand man aber schon im antiken Pompeji. Dabei wird durch die Malerei in Gemälden, oft jedoch auch an Wänden und Decken eine Tiefe erzeugt. Dem Betrachter wird vorgegaukelt, die Decke der Kirche würde zum Beispiel von einer prachtvollen Kuppel geschmückt. So wurden Räumen optisch vergrößert oder auch ein Ausblick in die Natur gewährt, der tatsächlich gar nicht existierte.
Dem Trompe l’oeil ähnlich spielen Quodlibets damit, dem Menschen eine Tischszene – häufig mit Briefpapier und Schreibwerkzeug – zu zeigen, die sich jedoch nicht anfassen lässt.
In einer modernen Form des Trompe l’oeil schafft der britische Straßenkünstler Julian Beever mit Kreide neue Welten unter dem Straßenbelag. Seine Malerei bezieht den Ort und die Zuschauer mit ein. Aus der richtigen Perspektive betrachtet, werden Sie zu Schatzsuchern unter dem Pflaster der Einkaufsstraße.
Diese Technik übertragen Künstler wie Stefan Pabst, Ramon Bruin und Alessandro Diddi in ihren 3D-Zeichnungen aufs Papier. Das Motiv wird perspektivisch verzerrt gemalt, meist auch mit einem Realismus, der es zusätzlich erschwert, Zeichnung und Realität auseinander zu halten. Verstärkt wird der dreidimensionale Eindruck durch Einschnitte in dem Papier. So scheint das Motiv über das Blatt hinauszuragen. Auf Youtube, Instagram und anderen Kanälen im Internet präsentieren die Illustratoren ihre Werke. Sie überraschen die Betrachter und regen viele Menschen dazu an, diese Technik der Illustration ebenfalls auszuprobieren.
Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, auch einmal 3D-Zeichnungen auf Papier anzufertigen, empfehlen wir Ihnen zum Einstieg eines der zahlreichen Tutorials auf Youtube. Viel mehr als ein paar Bleistifte oder Buntstifte und einen Skizzenblock wie unseren mal & zeichen Künstlerblock n°4 brauchen Sie dafür nicht. Mit etwas Geduld und viel Übung gelingen Ihnen so sicherlich auch täuschend echte 3D-Zeichnungen. Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren.