Wir feiern heute den internationalen Tag der Schreibmaschine, denn am 23. Juni im Jahr 1868 wurde das erste Modell des revolutionären Arbeitsgeräts patentiert. Ins Leben gerufen wurde der „Typewriter Day“ vom Kalifornier Mike Clemens, dem Gründer des internationalen Blogger-Netzwerks von gleichgesinnten Schreibmaschinen-Enthusiasten „Typosphere“.
Dessen Mitglieder eint die Vorliebe für mechanische Techniken, zu denen auch das Schreiben mit der Hand zählt. Ihr Anliegen formulierten sie im Manifest „The Typewriter Insurgency“:
Verspürt auch Ihr in den komplexen Verwirrungen der digitalen Welt manchmal das Verlangen nach etwas Analogem, etwas Absolutem? Dann taucht mit uns ein in die Welt der Schreibmaschine…
Die Geschichte der Schreibmaschine
Das erste Patent für eine „künstliche Maschine oder Methode, Buchstaben zu drucken“ meldete Henry Mill 1714 am englischen Hof an. Er erklärte, dass die Buchstaben „nicht von gedruckten Buchstaben zu unterscheiden“ seien. Doch weder setzte sich die Maschine durch, noch ist bekannt, wie sie funktioniert hat.
Zum Ende des 18. Jahrhunderts gab es weitere Versuche Schreibmaschinen zu bauen – mehrheitlich um Blinden die Kommunikation zu erleichtern. So ließ zum Beispiel der italienische Rechtsgelehrte und Erfinder Giuseppe Ravizza sein „Schreibklavier“ mit 32 zweireihig angeordneten Tasten patentieren. Insgesamt konstruierte er 17 Modelle, schrieb jedoch: „Angesichts dieser armen Schreibmaschine, der ich nun die Hauptsorge meines Lebens gewidmet habe, beginne ich zu verzweifeln.“
Zu den bedeutendsten europäischen Tüftlern an der Entwicklung von Schreibmaschinen zählt der Österreicher Peter Mitterhofer. Im 19. Jahrhundert baute der Zimmermann mehrere Schreibmaschinenmodelle aus Holz. Sie übertrugen eingeschwärzte Buchstaben mittels Druck auf ein Blatt Papier, das über eine Walze gezogen wurde. Zwar gelten sie heute als Prototypen der Typenhebelschreibmaschine, die kaiserliche Kommission bescheinigte ihm jedoch, dass die Apparaturen „zu dem Zweck, den der Erfinder im Auge hat, nicht geeignet“ seien.
Das erste Patent auf eine tatsächlich brauchbare Schreibmaschine erhielten Carlos Glidden und Christopher Latham Sholes am 23. Juni 1868 in den USA. Ab 1876 wurde ihr Typewriter von der bedeutenden Rüstungsfirma Remington & Sons in Serie hergestellt. Nach einigen konstruktiven Verbesserungen hielt er schließlich Einzug in die Büros.
Übrigens: Das besondere an dem Modell ist die sogenannte QWERTY-Tastatur. Sie ist bis heute im Einsatz und Ihr kennt sie alle! Es geht dabei um die Anordnung der Buchstaben.
Glidden und Sholes ordneten die Buchstaben auf der Tastatur so an, dass häufig verwendete Buchstaben weit voneinander entfernt liegen. Beim schnellen Schreiben konnten sich damit die Typenhebel der Schreibmaschine nicht mehr verhaken.
Wie Ihr unschwer erkennen könnt, leitet sich der Name von den ersten sechs Plätzen der ersten Buchstabenreihe ab. Im Englischen sind das die Buchstaben QWERTY, im deutschen Sprachraum QWERTZ.
Auch ohne die mechanische Notwendigkeit besteht das QWERTY-Tastaturlayout bis heute bei Computertastaturen fort. So lässt es ein Stück der Schreibmaschine weiterleben.
Die Schreibmaschine und Frauen – ein gemeinsamer Siegeszug
Aber nochmal zurück in das 19. Jahrhundert: Mit ihrer rasanten Ausbreitung in den Büros setzte die Schreibmaschine eine wahre Revolution in Gang – und das gleich in zweierlei Hinsicht: Federn, Tinte und Löschpapier verschwanden gänzlich von den Schreibtischen. Mit dem neuen mechanischen Arbeitsgerät ließ es sich deutlich zügiger arbeiten.
Mit der Schreibmaschine zogen auch die Frauen in die Büros ein. Bisher fast ausschließlich in erzieherischen und pflegerischen Berufen tätig, verschaffte der Typewriter ihnen eine neue Möglichkeit der Erwerbstätigkeit. Und sorgte so für eine der bedeutendsten gesellschaftlichen Veränderungen jener Zeit!
Übrigens: Fast alle jungen Mädchen genossen zur damaligen Zeit eine Ausbildung im Klavierspiel. Diese konnten sie sich nun zu Nutze machen. Durch die Analogie zum Klavierspielen definierte man das Schreiben mit der Schreibmaschine als weibliche Tätigkeit.
Das Ende einer Ära
Aber auch die versiertesten Schreibkräfte waren nicht fehlerlos. Manchmal mussten Briefe auf der Schreibmaschine zig Mal neu aufgesetzt werden, bis sich kein Tippfehler mehr darin fand.
Zahlreiche Hersteller entwickelten das Arbeitsgerät fortan weiter. Im 20. Jahrhundert wurde die mechanische Version in den Büros durch die elektrische Schreibmaschine ersetzt. Insbesondere die Einführung der Korrekturtaste sorgte für große Erleichterung! Nach und nach wurden die Modelle mit Funktionstasten, diversen Einstellungsmöglichkeiten, Displays, Textspeicher und sogar Anschlussmöglichkeiten für Disketteneinheiten ausgestattet.
Parallel dazu erfolgte jedoch die Entwicklung von Personal Computern. Ideal geeignet für moderne Konzepte der elektronischen Kommunikation verdrängte der PC inklusive Drucker die Schreibmaschine – das Ende einer mehr als 250 Jahre andauernden Geschichte?
Schreibmaschinenkunst und immer wiederkehrendes (Medien-)Interesse – die Schreibmaschine heute
Vollends ausgestorben ist die Schreibmaschine nicht. Bei so manchem Nostalgiker ziert sie die Wohnung. Geheim- und Sicherheitsdienste sollen sie für die Erstellung von abhörsicheren Protokollen verwenden.
Nicht wenige Liebhaber tippen noch heute auf ihr, denn analoge Gestaltungsmittel haben einfach einen besonderen Reiz. Auch manche Papeterie Projekte verschönert sie mit ihrem Einsatz. Bei dem Oldenburger Unternehmen type.Manufaktur stand die Schreibmaschine sogar im Zentrum ihrer Geschäftsidee. Wie die entstanden ist, hat uns Geschäftsführer Bernd Tepe im Interview verraten.
Aber was könnte man selbst mit einer Schreibmaschine anstellen? Wie wäre es zum Beispiel, für einen lieben Menschen einen ganz besonderen Brief zu schreiben? Sich einmal ganz in Ruhe Zeit zu nehmen, um das, was man dem anderen sagen möchte, mit Bedacht per Schreibmaschine auf Papier zu bringen. Ein solches Schriftstück ist ein echtes Zeichen der Wertschätzung und wird vom Empfänger sicher liebevoll aufbewahrt und gehütet.
Als Gestaltungsmittel kann die Schreibmaschine Euren Papier Projekten eine ganz besondere Note geben. Auf der Maschine getippter Text und handschriftliche Elemente sehen in Kombination beispielsweise einfach toll aus. Wirkungsvoll untermalt wird das Ganze durch farbiges Feinpapier. Aufgrund seiner Beschaffenheit und Eigenwirkung eignet sich etwa Crush Papier wunderbar für reduzierte Gestaltungen mit der Schreibmaschine. Die zarten Farben wie Citrus, Grape, Kiwi und Olive sorgen für hübsche Kontraste zur schwarzen Maschinenschrift.
Wusstet Ihr, dass man mit der Schreibmaschine sogar zeichnen und richtige Kunstwerke zu Papier bringen kann? Hier kommen ein paar Inspirationen aus der Instagram-Community:
Stöbert doch mal auf den Dachböden Eurer Eltern und Großeltern – wer weiß, vielleicht findet Ihr noch ein funktionsfähiges Schreibmaschinen-Schätzchen, das Ihr ausprobieren könnt?
Einen schnellen Überblick über die grundsätzlichen Funktionsweise findet Ihr zum Beispiel hier:
Wem es an einem Original-Typewriter mangelt, der mag sich vielleicht die Hommage von LEGO an die Schreibmaschine ansehen. Passend zum Tag der Schreibmaschine bringt der Spielwaren-Hersteller in diesem Jahr ein 2.079-teiliges Set mit QWERTY-Tastatur auf den Markt.
Die Idee stammt von der LEGO Ideas Plattform, auf der LEGO-Bauer ihre Kunstwerke hochladen können. Die Resonanz auf die Schreibmaschine war bemerkenswert, sodass das LEGO Design-Team den Vorschlag weiterentwickelte. Selbst Federico Begher, Vice President of Global Marketing bei der Lego Group, zeigt sich persönlich begeistert von der LEGO-Schreibmaschine: „Für viele ist die Flucht aus der vernetzten Welt in die Einfachheit der Schreibmaschine eine ähnliche Erfahrung wie der achtsame Prozess des Bauens mit LEGO-Steinen.“
Wir finden den ideologischen Wert des Typewriter-Sets toll und sind uns sicher, dass es bei den jüngeren LEGO-Bauern für Staunen sorgen kann.
Filmtipp zum Tag der Schreibmaschine – “California Typewriter”
Der Dokumentarfilm erzählt von Autoren, Künstlern und Sammlern, deren Leben durch die Schreibmaschine verbunden sind und die sie bis heute als Werkzeug nutzen. Oscar-Preisträger Tom Hanks besitzt zum Beispiel über hundert Schreibmaschinen. Er hat auch ein Buch mit Kurzgeschichten veröffentlicht, die er auf verschiedenen seiner mechanischen Schätze geschrieben hat. Neben ihm waren der Bluesmusiker John Mayer und Hollywoodstar Sam Shepard Teil der prominenten Film-Besetzung.
California Typewriter berichtet außerdem von dem letzten noch operierenden Reparatur- und Ladengeschäft für Schreibmaschinen. Die preisgekrönte Dokumentation regt auch zum Nachdenken an. Zum Beispiel über die eigene Beziehung zur Technologie. Und sie wirft die Frage auf, wer eigentlich wem dient. Die Maschine dem Menschen, oder der Mensch der Maschine?
Noch weiter in den Kosmos Schreibmaschine eintauchen, könnt ihr mit dem Buch The Typewriter Revolution: A Typist’s Companion for the 21st Century von Richard Pod. Außerdem mit der Doku „The Typewriter (In the 21st Century)“ von Christopher Lockett.
Ihr seht, die Schreibmaschine ist auch in den letzten Jahren regelmäßig in den Mittelpunkt des Medieninteresses gerückt. Sie ist nicht bloß ein überholtes Relikt aus längst vergangenen Zeiten, sondern strahlt bis heute eine ganz besondere Faszination aus.
Was verbindet Ihr mit der Schreibmaschine? Habt Ihr schon mal eine benutzt? Was macht für Euch den Reiz von analogen Gestaltungsmitteln aus? Lasst es uns wissen!
Übrigens – der 23. Juni ist auch der Tag der pinken Flamingos und der Farbe pink! Passend dazu möchten wir Euch noch schnell den Juicy & Fruity Farbtrend hier lassen. Der enthält nämlich die Colorplan Farbe Flamingopink und viele weitere kraftvolle, heitere Töne, die nur so vor Positivität sprühen und ideal zu allen Sommer Papeterie Projekten passen.