Heute feiern wir mit Euch den Internationalen Tag des Füllfederhalters! Der Gedenktag zu Ehren dieses wunderbaren Schreibgeräts jährt sich in diesem Jahr zum 10. Mal. Seit 2012 wird er am ersten Freitag im November gefeiert.
Ins Leben gerufen wurde der Tag des Füllfederhalters von den amerikanischen Betreibern der Webseite www.fountainpenday.com. Damit möchten sie den (regelmäßigen) Gebrauch von Füllfederhaltern fördern und sie wieder stärker in das öffentliche Bewusstsein rücken.
Im Artikel zum Tag der Handschrift und zum Tag des Briefeschreibens haben wir Euch bereits erzählt, wie sehr wir das Schreiben mit der Hand lieben. Die bewussten Momente, in denen man etwas handschriftlich zu Papier bringt, sind eine angenehme Abwechslung im digitalen Alltag. Und womit lässt es sich besonders gut schreiben? Genau, mit einem schönen Füller.
Zum heutigen Fountain Pen Day erfahrt Ihr mehr zur Geschichte des Füllfederhalters. Außerdem stellen wir Euch einige renommierte Hersteller der edlen Schreibgeräte vor.
Vom Gänsekiel zur Metallfeder
Ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. wurden Federkiele zum Schreiben mit Tinte verwendet. Sie sind die Vorläufer der Metall-Schreibfedern unserer heutigen Füllfederhalter. Meist wurden die Federn von Gänsen genutzt, sodass für Federkiele häufig die Begriffe Ganten- oder Gänsekiel synonym verwendet werden. Die besten Gänsekiele sind die äußersten vier Federn eines Flügels, die im Frühling zuerst ausfallen. Sie sind von Natur aus die härtesten. Aufgrund ihrer leicht gekrümmten Form wurden Federn des linken Flügels von Rechtshändern, Federn des rechten Flügels von Linkshändern genutzt.
Vor der Verwendung wurden die Federn bei Bedarf ausgehärtet und von störender Befiederung befreit. Mit speziellen Federmessern schnitt man sie in die nötige Form.
Übrigens: Die ersten Schreibgeräte waren Papyrusstengel im alten Ägypten. Die Römer und Griechen im klassischen Altertum verwendeten Rohrfedern, die sie aus Schilf oder Bambus herstellten. Das natürliche Rohr wurde – ähnlich wie später der Gänsekiel – schräg angeschnitten und in der Mitte gespalten.
Bis zur Metallfeder sollte nun richtig viel Zeit vergehen. Erst im 19. Jahrhundert wurde sie eingeführt und zu einem industriell gefertigten Handelsartikel. Als Rohmaterial dienten Stahlplatten, die ein passendes Verhältnis zwischen Härte und Elastizität lieferten. Die heutigen Metallfedern sind meist mit einer Iridiumspitze versehen und äußerst strapazierfähig.
Von Tintenklecks-Unfällen zum modernen Füller
Allen Federschreibgeräten gemein war bis dahin die Notwendigkeit des ständigen Eintauchens in ein Tintenfass. Die ersten Vorgänger unseres heutigen Füllers waren im 17. Jahrhundert Federn aus mehreren zusammengesteckten Federkielen. Der erste Kiel wurde mit Tinte befüllt und mit einem Korken verschlossen. Dieser wurde mit einem kleinen Loch versehen, durch das die Tinte gedrückt werden konnte, bevor sie schließlich durch den zweiten Kiel auf das Papier gelangte.
Knapp 200 Jahre später ließ der Rumäne Petrache Poenaru in Frankreich den ersten Füllfederhalter patentieren: Eine tragbare Tintenfeder aus gewalztem Metall, die sich durch einen eingebauten Tank selbstständig mit Tinte versorgt.
Trotzdem plagte man sich weiter mit einem Problem: Der Tintenfluss ließ sich nicht kontrollieren. Er war ungleichmäßig und sorgte für Kleckse. Manchmal verstopfte der Füller, manchmal ergoss sich die gesamte Tinte in einem Schwall über das Papier.
Durch solch einen Unfall wurde der moderne Füller in Amerika geboren. Der Anekdote nach brachte ein großer Tintenklecks den Geschäftsmann Lewis Edson Waterman um einen wichtigen Vertrag. Als der Kunde eine Versicherungspolice unterschreiben wollte, entleerte sich der Tintentank über das Dokument. Da eine neue Abschrift zu lange gedauert hätte, unterschrieb der Kunde bei der Konkurrenz. Noch am gleichen Tag setzte sich Waterman der Geschichte nach an die Entwicklung eines Füllers mit gleichmäßigem Tintenfluss.
Er bohrte hauchdünne Kanäle in das Griffstück zwischen dem Tintenreservoir und der Schreibfeder. So machte er sich das Kapillarprinzip zunutze: Es fließt nur so viel Tinte, wie zum Schreiben nötig ist, in die Federspitze. Gleichzeitig entsteht durch den Austausch von Luft ein Vakuum im Tintentank, wodurch größere Klecks verhindert werden. Zusätzlich sorgt ein Loch in der Feder dafür, dass die Tinte gleichmäßig nachfließt.
Waterman meldete seinen Füller 1884 zum Patent an. Kurze Zeit später gründete er die Waterman Pen Company. Von Amerika aus zog der Füller um die ganze Welt. Zuverlässig und besonders zugleich, wurde er fortan von Schulkindern wie Präsidenten genutzt.
Könnt Ihr Euch noch erinnern, wie besonders es war, als Ihr in der Grundschule Euren ersten Füller bekommen habt? Bis heute gibt es in vielen Schulen den Füllerführerschein. Der Wechsel vom Bleistift zum Füllfederhalter ist ein Meilenstein für die Kinder.
Edles Schreibgerät mit besonderem Charakter
In unserer digitalen Welt verwenden nur noch wenige Menschen alltäglich einen Füllfederhalter. Meistens kommt er nur zu besonderen Anlässen zum Einsatz. Barack Obama unterschrieb die ObamaCare Gesundheitsreform mit insgesamt 22 Füllern. Der Civil Rights Act wurde 1964 sogar mit nicht weniger als 75 Füllfederhaltern unterschrieben.
Besonders beliebt sind die edlen Schreibgeräte auch bei Kalligrafen. Die Kalligrafie-Künstlerin Nicole Sprekelmann (@nicnillasink) zeichnet sogar mit dem Füller! Im Interview hat sie uns davon berichtet.
Bilder: © Nicnillas Ink
Für jeden, der gerne mit der Hand schreibt, sind Füllfederhalter das ideale Handwerkszeug. Mit keinem anderen Stift ist das Schreiberlebnis so unmittelbar. Besonders mit einem Kolben- oder Konverterfüller, den Ihr je nach Gusto mit unterschiedlichster Tinte aus dem Fass befüllen könnt, zelebriert Ihr den Moment des Schreibens und den Prozess einen Gedanken zu Papier zu bringen.
Auch lange Texte gehen mit dem Füller mühelos von der Hand. Die Tinte läuft von ganz allein auf das Papier. Druck, der das Handgelenk belastet, ist nicht notwendig. Der Füller trainiert die Feinmotorik und entschleunigt die Schreibbewegungen. Das Ergebnis ist ein besonders schönes Schriftbild.
Auch als Geschenk ist ein besonderer Füllfederhalter eine gute Wahl. Dank Ikea & Co. findet sich nämlich in jeder dritten Hosentasche ein Bleistift. Kugelschreiber sind als Klassiker der Werbegeschenke zum Wegwerfartikel geworden. Ein Füllfederhalter jedoch steht für kunstvolles und bedeutsames Schreiben. Und oft sind die Stücke auch sehr dekorativ. Ein hochwertiger Füller macht sich auf dem Schreibtisch oder im Jacket oder Blazer ganz hervorragend.
Vom geradlinigen Handwerkszeug bis hin zum stiftgewordenen Porsche ist in der Welt der Füllfederhalter alles möglich. Ein schweres Werkzeug aus Edelstahl, das den Worten Gewicht verleiht, ein handgefertigter Holzkorpus oder eine echte Goldfeder mit federleichtem Schreibgefühl – edle Füller lassen das Herz eines Schreibwarenliebhabers mit unterschiedlichsten raffinierten Charakteristiken höherschlagen.
Füllfederhalter ‘Made in Germany’
In Deutschland gab und gibt es immer noch sehr viele namhafte Hersteller von Füllfederhaltern. Wenn Ihr Eure Schreibutensilien um ein besonderes Schmuckstück erweitern möchtet oder ein besonderes Geschenk sucht, geht doch mal bei diesen Unternehmen auf Streifzug:
Kaweco
Bereits 1883 wurde die Heidelberger Federhalterfabrik Koch, Weber & Co. gegründet. Mit Marken wie Kaweco war sie einer der bedeutendsten deutschen Hersteller von Füllfederhaltern und Zubehör. Außerdem einer der findigsten: Der erste wirklich auslaufsichere „Sicherheitsfüller“ hergestellt in Deutschland, stammt von Koch, Weber & Co.
Ein Dauerbrenner aus dem Kaweco Sortiment ist der Kaweco Sport – ein kompakter Füllfederhalter im Taschenformat. Ein ähnliches Modell wurde erstmals 1911 für „Damen, Offiziere und Sportsleute“ hergestellt. Die heutige Version ist angelehnt an das Design von 1935 und verfügt wie sein Vorbild über eine vergoldete Stahlfeder mit einem Schreibkorn aus Iridium.
Lamy
Auch die Firma Lamy wurde in Heidelberg gegründet – damals noch unter dem Namen Orthos Füllfederhalter-Fabrik. Auf seiner Webseite teilt das Unternehmen seine Historie mit Euch, die bis in das Jahr 1930 zurückreicht.
1980 wurde der Lamy Safari vorgestellt. Dieser Füller ist speziell für die Bedürfnisse von Schülern im Alter von 10 bis 15 Jahre entwickelt worden. Das robuste Modell ist bis heute auch bei Erwachsenen beliebt und wurde zum meistverkauften Füller weltweit!
Otto Hutt
Im vergangenen Jahr ist Otto Hutt 100 Jahre alt geworden. Zum Jubiläum wurde eine streng limitierte 100 yrs Edition gelauncht: Das designC, bei dem Kappe und Schaft aus 925er-Sterlingsilber gefertigt sind.
Der Firmengründer Karl Hutt war bekennender Bauhaus-Liebhaber und schätzte den Sinn der Bewegung „form follows function“. Das spiegelt sich bis heute im Design der Füller wider.
Pelikan
Auch Pelikan ist ein deutsches Unternehmen mit langer Historie. Das offizielle Gründungsdatum ist der 28. April 1838. Mit ihrer Anmeldung im Jahr 1878 ist Pelikan eine der ältesten eingetragenen Marken Deutschlands. Nachdem zunächst Tuschen und gepresste Farben hergestellt wurden, war es 1929 so weit: Der erste Pelikan Füllfederhalter war geboren. 1972 gesellte sich der erste Tintenlöschstift – vielen sicherlich bekannter als „Tintenkiller“ – dazu.
Montblanc
Die Luxusmarke Montblanc hat ihren Stammsitz ebenfalls in Deutschland (Hamburg). Mittlerweile gehört das 1906 gegründete Unternehmen jedoch zur Schweizer Richmont-Gruppe. Bis in die 80er-Jahre war Montblanc im Massenmarkt vertreten. Dann jedoch beschloss die Unternehmensführung: Kein Montblanc-Füller unter 150 Mark. Fortan konzentrierte man sich auf das lukrative Luxussegment. Der klassische Montblanc ist bis heute einer der Archetypen edler Füllfederhalter aus Deutschland.
Waldmann Pen
Seit 1918 werden auch im Schwarzwald im Unternehmen Waldmann hochwertige Schreibgeräte hergestellt. Zunächst Druck- und Drehbleistifte aus Gold und Silber, später folgten Füllhalter und Kugelschreiber. Wenn Ihr sehen möchtet, wie bei Waldmann die edlen Füllfederhalter gefertigt werden, empfehlen wir Euch die SWR-Serie „Handwerkskunst“:
Ein ganz besonderes Schmuckstück wird der Füllfederhalter mit dem sogenannten Wiener Muster. Die Verzierung wird von Hand von einem Graveurmeister in das Silber des Füllerkorpus gestochen. Es gibt zwar ein Grundmuster, leichte Unterschiede in der Handgravur machen den Füller aber immer zu einem Unikat.
Besitzt Ihr einen Füllfederhalter und wofür nutzt Ihr ihn? Was liebt Ihr an dem edlen Schreibgerät besonders? Welche Erinnerungen habt Ihr an Euren ersten Füller? Erzählt es uns gerne in den Kommentaren oder auf Instagram!